Johannis Hütte (2121m) - Defregger Haus (2964m) - Schartl (3042 m)

Die Wetterlage bot auch im Sommer 2005 an einigen wenigen Tagen schönes Wanderwetter. Einen dieser Tage wollte ich nutzen, um in die Gletscherwelt des Großvenedigers zu gelangen. Die Wanderung auf dem Fahrweg zur Johannishütte erschien mir auf den ersten Blick nicht sonderlich interessant, so dass ich mich entschloss, das Wandertaxi bis zur Hütte zu buchen. So würde ich mehr Zeit haben, um die Landschaft auf knapp 3000 m genießen zu können, denn leider waren für den Nachmittag Gewitter angesagt, so dass die Berge im Laufe des Tages sich vermutlich in Wolken verhüllen würden.
Der Aufstieg erfolgt auf verschlungenen Pfaden

Die letzten Meter ab der Haltestelle des Taxis bis zur Johannishütte folgt man dem Fahrweg. Bereits hier ist die Schwarze Wand und das Rainer Horn in Sichtweite, so dass man bereits eine Vorahnung bekommt, welche herrliche Landschaft den Wanderer beim Defregger Haus erwartet.

Nachdem man die Johannis Hütte passiert hat, führt der Bergpfad unschwierig und meist leicht bis mäßig ansteigend in Richtung des Defregger Haus. Angelegt ist der Weg auf der Seitenmoräne des ehemals großen Zettalunitz Kees Gletschers. Der Gletscherschwund in den Alpen kann in diesem Wandergebiet problemlos „besichtigt“ werden, auch wenn weiterhin umfangreiche Vergletscherung vorherrscht. Je näher man dem Defregger Haus kommt, desto stärker wird die Landschaft durch die Gletscher geprägt. Verstärkt wurde dieser Effekt bei meinem Aufstieg noch durch die Reste des gefallenen Neuschnees. Der Weg war teilweise noch durch 10 cm hohe Altschneefelder bedeckt, so dass ein wenig Trittsicherheit beim Auf- und Abstieg gefragt war.

Neuschnee gibt der Landschaft das gewisse Etwas
Die letzten Meter zum Defregger Haus sind nochmals etwas steiler. Ich kann jedem nur empfehlen, die 80 Höhenmeter zum Schartl (3042 m) aufzusteigen. Einerseits hat man somit einen 3000er bestiegen, andererseits (und das ist der Hauptpunkt!) hat man von hier eine geniale Aussicht auf die Gletscherwelt des Großvenedigers. Wer noch mehr Kondition und Trittsicherheit hat, kann bis zum Mullwitzer Aderl aufsteigen. Dieser leichte 3000er liegt in der Verlängerung des Bergkammes. Eigentlich wollte ich diesen, ca. 30 Minuten entfernten, Gipfel auch noch „mitnehmen“, allerdings gab ich mich aufgrund des Neuschnees und der dunklen Wolken am Himmel mit der Kanzel zufrieden. Die Aussicht auf den Großvenediger bzw. die davor liegende Gletscherwelt laden an den Steinmännern zum verweilen ein. Ich beobachtete in Ruhe die vielen Seilschaften, die am Abstieg vom Venedigergipfel waren.

Auch den schönsten Platz muss man irgendwann leider verlassen, so dass ich mich nach einer Pause von einer Stunde an den kurzen Abstieg zur Hütte machte. Hier genoss ich ein kühles Radler auf einer der zahlreichen Bänke vor der Hütte. Nach einem kurzen Abstecher zum bei der Hütte liegenden Aussichtspunkt verabschiedete ich mich endgültig von den Gletschern des Großvenedigers und brach zur Johannishütte auf – welche ich nach etwas mehr als einer Stunde Gehzeit erreichte. Auf der Sonnenterrasse der Hütte lauschte ich einer Unterhaltung, die von mir und meiner Freundin hätte stammen können. Ein Ehepaar erreichte gegen 14:30 Uhr die Hütte, er war hoch motiviert noch ein weiteres Ziel anzustreben oder gar den Übergang zur xxx Hütte zu unternehmen; sie nickte mit einem zwischen Resignation und Müdigkeit schwankenden Gesichtsausdruck und versuchte ihn (erfolglos) von einem Abstieg zu überzeugen. Nicht zu vergessen die Untertreibung der notwendigen Gehzeiten bis zum nächsten Ziel :)

Fotogener Rucksack
Vor dem Rainer Horn und dem Venediger

Eigentlich wollte ich auch für den Abstieg das Hüttentaxi nutzen, doch ich hatte nicht mit dem Ansturm der Großvenedigerbesteiger gerechnet. Diese hatten beide Taxis für die nächsten Fahrten vorgebucht, so dass ich leider auch den Abstieg von der Johannishütte zu Fuß bewältigen musste. Aufgrund der dunklen Gewitterwolken – im xxx tal regnete es breits – legt ich auf dem Fahrweg ein schnelles Tempo an den Tag, um vielleicht noch trocken ins Tal zu gelangen. Hilfreich für einen schnelleren Abstieg sind zweifelsohne die kleinen markierten Abkürzungen, die zwar stellenweise recht steil sind, allerdings den eigentlichen Abstieg etwas auflockern. Hierzu trägt auch der Abstieg durch die beiden Steinbrüche bei, bei denen man interessante Einblicke in die Geologie erhält. Zwischen den beiden Steinbrüchen liegt die Stoanalm, in welche ich noch einen kleinen Einkehrschwung machte. Empfehlen kann ich euch den dort dargebotenen Apfelstrudel und den „gelben Enzian“.

Der zweite Steinbruch liegt nur noch etwa 10 Minuten von Hinterbichl entfernt. Nur noch ein kurzes Wegstück auf einem Forstweg trennt den Wanderer somit von dem Ziel und der verdienten Pause bis zum nächsten Wandertag.

Eines der vielen Steinmadl am Schartl
Rainer Horn

... nein, es ist nicht ausgestopft!
Ein "Gipfelkreuz" im Tal

Tourenzusammenfassung

Ausgangspunkt der Wanderung:

Johannis Hütte (Hüttentaxi)

Höhenmeter Auf- / Abstieg

 900 Hm

1800 Hm

Dauer Wanderung

2:15 bis zum Defregger Haus, 15 min bis zum Aussichtspunkt, 3 h Abstieg ins Tal

Allgemeines Fazit

Die Wanderung zum Defregger Haus und dem darüber liegenden Aussichtspunkt ist lohnenswert - der Abstieg von der Johannishütte ist leider eher "langweilig"