Akklimatisierungstag - Aufstieg bis auf 4280 m Richtung School Hut

In der Nacht wurde es mir trotz des Tragens sämtlicher Kleidungsstücke mit Ausnahme der Jeans kalt – der geliehene Schlafsack entpuppte sich als nicht ausreichend. Wenigstens hatte ich keine Kopfschmerzen und auch der leichte Druck im Kopf war verschwunden. Ich hoffte immer noch darauf, dass ein Träger mir mein Gepäck nachbringen würde. Um dies in Erfahrung zu bringen wollte John früh zur Kibo Hut aufbrechen, in deren Umgebung man Handyempfang haben würde. Es wollte nochmals bei der Zentrale anrufen um in Erfahrung zu bringen, ob bzw. wann mein Gepäck am Berg eintreffen würde.
Sonnenaufgang

Als ich am Morgen das Zelt öffnete, erwartete mich ein phantastischer Sonnenaufgang. Die ersten Sonnenstrahlen und der warme Tee sorgten dafür, dass mir langsam aber sicher warm wurde. Ich war auch nicht der einzige, der in dieser Nacht gefroren hatte. Sobald die wärmende Wirkung der Wasserflaschen nachgelassen hatte, wurde es kalt. Auch die anderen hatten teilweise einen trockenen Hals, obwohl wir alle genug Wasser zu uns nahmen. Leider gab es Teilnehmer, die bereits die zweite Nacht in Folge fast nicht geschlafen hatten, was sich irgendwann auch auf die Leistungsfähigkeit auswirken würde.

Am Morgen erwartete uns wieder ein straff organisierter Zeitplan: 7:30 Morning Tea, 8:00 Waschwasser, 8:30 Frühstück, 9:00 Abmarsch in Richtung School Hut. Das Frühstück bestand wieder aus Rührei, Würstchen, Toast… einfach toll!

Warten auf den Morning Tea
Über den Wolken
Unser Zeltplatz
Um Punkt 9 Uhr machten wir uns an den Weg in Richtung School Hut. Das Tempo war extrem langsam. Als ich von unserer Gruppe einige Photos machen wollte, bewegte ich mich einige Meter etwas schneller, um ein gutes Motiv zu erhaschen. Dabei wurde mir schlagartig klar, warum das Tempo so langsam war. Jede unnötige Bewegung bewirkte, dass der Puls und die Atemfrequenz um einiges anstiegen. Pole pole hat wirklich einen Sinn und ich kann jedem nur empfehlen, das langsame Tempo einzuhalten. Man muss auch berücksichtigen, dass wir die Nacht immerhin auf einer Schlafhöhe verbracht hatten, die etwa einem Biwak auf Großglocknerhöhe entsprach.
Dementsprechend ist die Sonnenstrahlung auch zu beachten. Zwar wurde es nicht mehr so warm (ein T-Shirt beim wandern gerade noch ausreichend), allerdings bekam ich trotz Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 40 an den Oberarmen bereits den ersten Sonnenbrand.

Der Weg in Richtung School Hut ist anfangs recht flach, allerdings wieder extrem staubig. So hatten wir auch keine Probleme die 4000 Meter Marke nach etwa 45 Minuten Gehzeit zu erreichen, welche durch eine Steinmarkierung gekennzeichnet ist. Viele aus unserer Gruppe hatten bereits jetzt ihren persönlichen Höhenrekord gebrochen. Meiner hatte bis zu dieser Tour bei 3325 m gelegen, aufgestellt erst in der Woche vor meiner Kilimanjarotour im Rahmen meiner Akklimatisierung in Sulden am Ortler. Nach einem zugegebenermaßen schwachen Jubel (Kräfte sparen…) und einer kurzen Pause ging es weiter. Die Pausen folgten dabei einem immer wiederkehrenden Schema: Anhalten, Photos schießen, trinken … bis zur Ankündigung von John: „2 Minutes“.

Träger vor dem Mawenzi
Die kurze Pause machten wir vor einem etwas steileren Anstieg, welchen man schon von der 3rd Cave aus sieht. An diesem wurde das Tempo von unseren Guides, von denen jeweils einer vor und hinter unserer Gruppe ging, massiv reduziert. Jetzt war mir auch klar, warum man für den Anstieg zum Gipfel bei der kurzen Wegstrecke eine so lange Zeit einplante. Der Anstieg führt zwischen einer Lücke von größeren Lavafelsen hindurch. Oben angelangt gab es dann wieder eine Trinkpause. Mit dieser Trinkpause eingerechnet hatte ich bereits über 3,5 Liter Wasser getrunken, am gesamten Tag sollte es (ohne Suppe etc. gerechnet) über 7 Liter werden, was der Höhenanpassung förderlich sein soll. Es war zwar manchmal eine ziemliche Überwindung, aber was macht man nicht, um den „verdammten“ Gipfel zu erreichen.Während unserer Pause wurden wir von einem Pärchen aus England überholt, wobei nur die Frau sich an Pole pole hielt und ihr Freund/Mann lieber sein normales Tempo gehen wollte. Später erfuhren wir, dass beide es nur bis zu Gillmann´s Point geschafft hatten. Erwähnenswert ist auch, dass deren Guide eine interessante Kopfbedeckung hatte: eine weiße Mütze mit Plüschklappohren…
Eigentlich wollte unser Guide nach dieser Pause umkehren. Wir waren jedoch so motiviert, dass wir um unsere Akklimatisierung zu verbessern noch ein wenig weitergehen wollten. Leicht verwundert darüber entsprach Gabriel unserem Wunsch, so dass wir noch einen weiteren Steilaufschwung in Richtung School Hut meisterten und eine Höhe von 4280 m erreichten.

Dann waren wir aber Reif für den Abstieg zur 3rd Cave. Beruhigend war, dass man im Abstieg fast ein normales Tempo gehen kann, auch wenn man aufgrund der Staubentwicklung einen großen Abstand zum Vordermann halten sollte - vorausgesetzt man möchte nicht in seiner Staubwolke versinken. Einige Teilnehmer aus unserer Gruppe schlugen ihr normales Alpentempo an, andere (wie auch ich) gingen etwas langsamer, so dass unsere Gruppe zum ersten Mal sich etwas auseinander zog. Am Camp waren wir jedoch alle wieder beisammen.

Teilnehmer vor dem Kibo
Blick zurück in Richtung 3rd Cave

Nach dem Mittagessen (Popcorn, Nüsse, Sandwiches, etc.) sollten wir uns erholen. Ich legt mich in mein Zelt, allerdings war an Schlaf nicht zu denken, da die Träger dafür zu viel Krach machten. Andere aus unserer Gruppe hatten sich ihre Isomatten geschnappt und hatten sich ein wenig vom Lager entfernt, so dass sie einige Stunden erholsamen Schlafs in der Sonne hatten.

Das weiterhin sehr schöne Wetter trieb mich irgendwann aus dem Zelt und ich unterhielt mich mit den „Leidensgenossen“. Dabei zwang ich mich immer wieder einen Schluck aus meiner Wasserflasche zu nehmen um auf die bereits angesprochene Flüssigkeitsmenge zu kommen. Wenn man dies liest muss man immer daran denken, dass es in Lagernähe keine Wasserstelle gibt. Die Träger müssen über eine Stunde laufen, um sämtliches Wasser für die Getränke und für das Kochen zu beschaffen – eine wahnsinnige Leistung.

Nachmittags kam John von der Kibo Hut zurück. Mein Gepäck war mittlerweile in der Lodge eingetroffen. Am nächsten Morgen würde es durch einen Träger bis zur Kibo Hut heraufgebracht, so dass ich am Gipfeltag auf meine Ausrüstung zurückgreifen würde können.

Das Abendessen nach dem üblichen Schälchen Wasser fiel für Bergverhältnisse wieder opulent aus: Suppe mit Pfannkuchen, Kartoffelpüree, Gemüseplatte, Fleisch mit Gemüse. Als Nachtisch gab es frittierte Bananentaschen (Teig mit Bananengeschmack). Lecker! Während wir am Essen waren ging die Sonne unter, so dass es uns recht schnell kalt wurde, wie auch das Essen. Es war wohl die kälteste Nacht in diesem Urlaub, denn so wie in dieser Nacht hatte ich in keiner anderen gefroren. Auch die Wärmeflaschen versagten schnell ihren Dienst.

Mawenzi
Staubig wars

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Tourenzusammenfassung

Ausgangspunkt der Wanderung:

3rd Cave / ca. 3840 m

Höhenmeter Abstieg / Abstieg

ca. 400

ca. 400

Dauer Wanderung

Aufstieg ca. 2,5 Stunden / Abstieg 1 Stunde

Allgemeines Fazit